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Сказки на немецком языке
Кто не читал сказок в детстве? Сказки любят все! В них добро всегда побеждает зло! И они всегда вызывают улыбку и поднимают настроение!
Еще с детства мы помним примерный сюжет, поэтому когда будешь читать сказку на немецком, это будет помогать понять смысл. Ведь часто бывает так — все слова знакомые, а смысл не понятен…
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Смотрим, слушаем, понимаем и запоминаем. Отрывок из сказки про Бена и Холли.
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Читали сказку Репка на немецком? Давайте попробуем! Das Rübchen
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Подборка сказок на немецком языке
Выполнила учитель немецкогоязыуа МБОУ
Усожской СОШ Даничкина Т.В.
Der Wolf
und die sieben jungen Geißlein / Волк и семеро козлят
Братья Гримм
Es war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein. Sie
hatte sie so lieb, wie eben eine Mutter ihre Kinder liebhat. Eines Tages wollte
sie in den Wald gehen und Futter holen. Da rief sie alle sieben herbei und
sprach: «Liebe Kinder, ich muß hinaus in den Wald. Seid inzwischen brav, sperrt
die Türe gut zu und nehmt euch in acht vor dem Wolf! Wenn er hereinkommt, frißt
er euch mit Haut und Haaren. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner
rauhen Stimme und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr ihn gleich erkennen.»
Die
Geißlein sagten: «Liebe Mutter, wir wollen uns schon in acht nehmen, du kannst
ohne Sorge fortgehen.» Da meckerte die Alte und machte sich getrost auf den
Weg.
Es dauerte nicht lange, da klopfte jemand an die Haustür und rief:
«Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas
mitgebracht!» Aber die Geißlein hörten an der rauhen Stimme, daß es der Wolf
war. «Wir machen nicht auf», riefen sie, «du bist nicht unsere Mutter. Die hat
eine feine und liebliche Stimme, deine Stimme aber ist rauh. Du bist der Wolf!»
Da ging der Wolf fort zum Krämer und kaufte sich ein großes Stück
Kreide. Er aß es auf und machte damit seine Stimme fein. Dann kam er zurück,
klopfte an die Haustür und rief: «Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist
da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!»
Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote auf das Fensterbrett
gelegt. Das sahen die Kinder und riefen: «Wir machen nicht auf! Unsere Mutter
hat keinen schwarzen Fuß wie du. Du bist der Wolf!»
Da lief der Wolf zum Bäcker und sprach: «Ich habe mir den Fuß
angestoßen, streich mir Teig darüber!»
Als ihm der Bäcker die Pfote bestrichen hatte, lief er zum Müller
und sprach: «Streu mir weißes Mehl auf meine Pfote!» Der Müller dachte, der
Wolf wolle jemanden betrügen, und weigerte sich. Aber der Wolf sprach: «Wenn du
es nicht tust, fresse ich dich!» Da fürchtete sich der Müller und machte ihm
die Pfote weiß.
Nun ging der Bösewicht zum dritten Mal zu der Haustür, klopfte an
und sprach: «Macht auf, Kinder, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen und hat
jedem von euch etwas aus dem Wald mitgebracht!»
Die Geißlein riefen: «Zeig uns zuerst deine Pfote, damit wir
wissen, daß du unser liebes Mütterchen bist.»
Da legte der Wolf die Pfote auf das Fensterbrett. Als die Geißlein
sahen, daß sie weiß war, glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, und
machten die Türe auf.
Wer aber hereinkam, war der Wolf! Die Geißlein erschraken und
wollten sich verstecken. Das eine sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett,
das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das
sechste unter die Waschschüssel, das siebente in den Kasten der Wanduhr. Aber
der Wolf fand sie und verschluckte eines nach dem andern. Nur das jüngste in
dem Uhrkasten, das fand er nicht.
Als der Wolf satt war, trollte er sich fort, legte sich draußen
auf der grünen Wiese unter einen Baum und fing an zu schlafen.
Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder heim.
Ach, was mußte sie da erblicken! Die Haustür stand sperrangelweit offen, Tisch,
Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben, Decken
und Polster waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder, aber nirgends
waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander bei ihren Namen, aber niemand
antwortete. Endlich, als sie das jüngste rief, antwortete eine feine Stimme:
«Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten!»
Da holte die Mutter das junge Geißlein aus seinem Versteck heraus,
und es erzählte ihr, daß der Wolf gekommen wäre und die anderen alle gefressen
hätte. Ihr könnt euch denken, wie da die alte Geiß über ihre armen Kinder
geweint hat!
Endlich ging sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geißlein
lief mit. Als sie auf die Wiese kamen, lag der Wolf immer noch unter dem Baum
und schnarchte, daß die Äste zitterten. Die alte Geiß betrachtete ihn von allen
Seiten und sah, daß in seinem vollen Bauch sich etwas regte und zappelte. Ach,
Gott, dachte sie, sollten meine armen Kinder, die er zum Nachtmahl
hinuntergewürgt hat, noch am Leben sein?
Da mußte das Geißlein nach Hause laufen und Schere, Nadel und
Zwirn holen. Dann schnitt die alte Geiß dem Bösewicht den Bauch auf. Kaum hatte
sie den ersten Schnitt getan, da streckte auch schon ein Geißlein den Kopf
heraus. Und als sie weiterschnitt, sprangen nacheinander alle sechs heraus. Sie
waren alle heil und gesund, denn der Wolf hatte sie in seiner Gier ganz
hinuntergeschluckt.
Das war eine Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter und hüpften
wie Schneider bei einer Hochzeit. Die Alte aber sagte: «Jetzt geht und sucht
große Steine, damit wollen wir dem bösen Tier den Bauch füllen, solange es noch
im Schlafe liegt.»
Da schleppten die sieben Geißlein in aller Eile Steine herbei und
steckten ihm so viele in den Bauch, als sie nur hineinbringen konnten. Dann
nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit wieder zu, so daß der Wolf nichts
merkte und sich nicht einmal regte.
Als er endlich ausgeschlafen war, machte er sich auf die Beine.
Und weil ihm die Steine im Magen großen Durst verursachten, wollte er zu einem
Brunnen gehen und trinken. Als er aber anfing zu laufen, stießen die Steine in
seinem Bauch aneinander und zappelten. Da rief er:
«Was rumpelt und pumpelt
In meinem Bauch herum?
Ich meinte, es wären sechs Geißelein,
Doch sind’s lauter Wackerstein.»
Und als er an den Brunnen kam und sich über das Wasser bückte und
trinken wollte, da zogen ihn die schweren Steine hinein, und er mußte
jämmerlich ersaufen.
Als die sieben Geißlein das sahen, kamen sie eilig herbeigelaufen
und riefen laut: «Der Wolf ist tot! Der Wolf ist tot!» Und sie faßten einander
an den Händen und tanzten mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen herum.
Тест
Rotkäppchen
Es war einmal ein kleines süßes Mädchen,
das hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre
Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal
schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Samt, und weil ihm das so wohl stand,
und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen.
Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm:
«Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein,
bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran
laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh
hübsch sittsam und lauf nicht vom Wege ab, sonst fällst du und zerbrichst das
Glas, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so
vergiß nicht guten Morgen zu sagen und guck nicht erst in allen Ecken herum!”
«Ich will schon alles richtig machen,”
sagte Rotkäppchen zur Mutter, und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber
wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den
Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein
böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. «Guten Tag,
Rotkäppchen!” sprach er. «Schönen Dank, Wolf!” — «Wo hinaus so früh,
Rotkäppchen?” — «Zur Großmutter.” — «Was trägst du unter der
Schürze?” — «Kuchen und Wein. Gestern haben wir gebacken, da soll sich die
kranke und schwache Großmutter etwas zugut tun und sich damit stärken.” —
«Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?” — «Noch eine gute Viertelstunde
weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind
die Nußhecken, das wirst du ja wissen,” sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei
sich: Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser
schmecken als die Alte. Du mußt es listig anfangen, damit du beide schnappst.
Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er:
«Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen. Warum
guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so
lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und
ist so lustig haußen in dem Wald.”
Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es
sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll
schöner Blumen stand, dachte es: Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß
mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist so früh am Tag, daß ich doch
zu rechter Zeit ankomme, lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen.
Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, weiter hinaus stände eine
schönere, und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf
aber ging geradewegs nach dem Haus der Großmutter und klopfte an die Türe.
«Wer ist draußen?” — «Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach
auf!” — «Drück nur auf die Klinke!” rief die Großmutter, «ich bin zu
schwach und kann nicht aufstehen.” Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe
sprang auf und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der
Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube
auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor.
Rotkäppchen aber, war nach den Blumen
herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, daß es keine mehr tragen
konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu
ihr. Es wunderte sich, daß die Tür aufstand, und wie es in die Stube trat, so
kam es ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich
wird mir’s heute zumut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter! Es rief:
«Guten Morgen,” bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog
die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht
gesetzt und sah so wunderlich aus. «Ei, Großmutter, was hast du für große
Ohren!” — «Daß ich dich besser hören kann!” — «Ei, Großmutter, was
hast du für große Augen!” — «Daß ich dich besser sehen kann!” — «Ei,
Großmutter, was hast du für große Hände!” — «Daß ich dich besser packen
kann!” — «Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!”
— «Daß ich dich besser fressen kann!” Kaum hatte der Wolf das gesagt, so
tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.
Wie der Wolf seinen Appetit gestillt hatte,
legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen.
Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht!
Du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube, und wie er vor
das Bette kam, so sah er, daß der Wolf darinlag. «Finde ich dich hier, du
alter Sünder,” sagte er, «ich habe dich lange gesucht.” Nun wollte er
seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen
haben und sie wäre noch zu retten, schoß nicht, sondern nahm eine Schere und
fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar
Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar
Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: «Ach, wie war ich
erschrocken, wie war’s so dunkel in dem Wolf seinem Leib!” Und dann kam die
alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen
aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie
er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er
gleich niedersank und sich totfiel.
Da waren alle drei vergnügt. Der Jäger zog dem
Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank
den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder; Rotkäppchen
aber dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald
laufen, wenn dir’s die Mutter verboten hat.
Es wird auch erzählt, daß einmal, als
Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf es
angesprochen und vom Wege habe ableiten wollen. Rotkäppchen aber hütete sich
und ging geradefort seines Wegs und sagte der Großmutter, daß es dem Wolf
begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt
hätte: «Wenn’s nicht auf offener Straße gewesen wäre, er hätte mich
gefressen.” — «Komm,” sagte die Großmutter, «wir wollen die Türe
verschließen, daß er nicht hereinkann.” Bald danach klopfte der Wolf an und
rief: «Mach auf, Großmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bring dir
Gebackenes.” Sie schwiegen aber und machten die Türe nicht auf. Da schlich der
Graukopf etlichemal um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten,
bis Rotkäppchen abends nach Hause ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und
wollt’s in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte, was er im Sinne
hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, Da sprach sie zu dem Kind:
«Nimm den Eimer, Rotkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das
Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog!” Rotkäppchen trug so lange, bis
der große, große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem
Wolf in die Nase. Er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals
so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte, und anfing zu rutschen; so
rutschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein und ertrank.
Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus, und von nun an tat ihm niemand mehr
etwas zuleide.
sagte Rotkäppchen zur Mutter, und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber
wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den
Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein
böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. «Guten Tag,
Rotkäppchen!” sprach er. «Schönen Dank, Wolf!” — «Wo hinaus so früh,
Rotkäppchen?” — «Zur Großmutter.” — «Was trägst du unter der
Schürze?” — «Kuchen und Wein. Gestern haben wir gebacken, da soll sich die
kranke und schwache Großmutter etwas zugut tun und sich damit stärken.” —
«Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?” — «Noch eine gute Viertelstunde
weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind
die Nußhecken, das wirst du ja wissen,” sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei
sich: Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser
schmecken als die Alte. Du mußt es listig anfangen, damit du beide schnappst.
Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er:
«Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen. Warum
guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so
lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und
ist so lustig haußen in dem Wald.”
sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll
schöner Blumen stand, dachte es: Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß
mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist so früh am Tag, daß ich doch
zu rechter Zeit ankomme, lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen.
Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, weiter hinaus stände eine
schönere, und lief danach und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf
aber ging geradewegs nach dem Haus der Großmutter und klopfte an die Türe.
«Wer ist draußen?” — «Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach
auf!” — «Drück nur auf die Klinke!” rief die Großmutter, «ich bin zu
schwach und kann nicht aufstehen.” Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe
sprang auf und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der
Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube
auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor.
herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, daß es keine mehr tragen
konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu
ihr. Es wunderte sich, daß die Tür aufstand, und wie es in die Stube trat, so
kam es ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich
wird mir’s heute zumut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter! Es rief:
«Guten Morgen,” bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog
die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht
gesetzt und sah so wunderlich aus. «Ei, Großmutter, was hast du für große
Ohren!” — «Daß ich dich besser hören kann!” — «Ei, Großmutter, was
hast du für große Augen!” — «Daß ich dich besser sehen kann!” — «Ei,
Großmutter, was hast du für große Hände!” — «Daß ich dich besser packen
kann!” — «Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!”
— «Daß ich dich besser fressen kann!” Kaum hatte der Wolf das gesagt, so
tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.
legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen.
Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht!
Du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube, und wie er vor
das Bette kam, so sah er, daß der Wolf darinlag. «Finde ich dich hier, du
alter Sünder,” sagte er, «ich habe dich lange gesucht.” Nun wollte er
seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen
haben und sie wäre noch zu retten, schoß nicht, sondern nahm eine Schere und
fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar
Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar
Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: «Ach, wie war ich
erschrocken, wie war’s so dunkel in dem Wolf seinem Leib!” Und dann kam die
alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen
aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie
er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er
gleich niedersank und sich totfiel.
Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank
den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder; Rotkäppchen
aber dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald
laufen, wenn dir’s die Mutter verboten hat.
Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf es
angesprochen und vom Wege habe ableiten wollen. Rotkäppchen aber hütete sich
und ging geradefort seines Wegs und sagte der Großmutter, daß es dem Wolf
begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt
hätte: «Wenn’s nicht auf offener Straße gewesen wäre, er hätte mich
gefressen.” — «Komm,” sagte die Großmutter, «wir wollen die Türe
verschließen, daß er nicht hereinkann.” Bald danach klopfte der Wolf an und
rief: «Mach auf, Großmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bring dir
Gebackenes.” Sie schwiegen aber und machten die Türe nicht auf. Da schlich der
Graukopf etlichemal um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten,
bis Rotkäppchen abends nach Hause ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und
wollt’s in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte, was er im Sinne
hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, Da sprach sie zu dem Kind:
«Nimm den Eimer, Rotkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das
Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog!” Rotkäppchen trug so lange, bis
der große, große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem
Wolf in die Nase. Er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals
so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte, und anfing zu rutschen; so
rutschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein und ertrank.
Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus, und von nun an tat ihm niemand mehr
etwas zuleide.
Тест
Frau Holle / Фрау Холле
Братья
Гримм
Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und
fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule,
weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit
tun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf
die große Straße bei einem Brunnen setzen und mußte so viel spinnen, daß ihm
das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz
blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen;
sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur
Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war
so unbarmherzig, daß sie sprach: “Hast du die Spule hinunterfallen lassen, so
hol sie auch wieder herauf.” Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und
wußte nicht, was es anfangen sollte; und in seiner Herzensangst sprang es in
den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es
erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die
Sonne schien und vieltausend Blumen standen. Auf dieser Wiese ging es fort
und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: “Ach, zieh
mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst
ausgebacken.” Da trat es herzu und holte mit dem Brotschieber alles
nacheinander heraus. Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll
Äpfel, und rief ihm zu: “Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle
miteinander reif.” Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen, als
regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in
einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter. Endlich kam es zu
einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne
hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm
nach: “Was fürchtest du dich, liebes Kind? Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit
im Hause ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehn. Du mußt nur achtgeben,
daß du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn
fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle.” Weil die Alte
ihm so gut zusprach, so faßte sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab
sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und
schüttelte ihr das Bett immer gewaltig, auf daß die Federn wie Schneeflocken
umherflogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort und
alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau
Holle, da ward es traurig und wußte anfangs selbst nicht, was ihm fehlte,
endlich merkte es, daß es Heimweh war; ob es ihm hier gleich vieltausendmal
besser ging als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es
zu ihr: “Ich habe den Jammer nach Haus gekriegt, und wenn es mir auch noch so
gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder
hinauf zu den Meinigen.” Die Frau Holle sagte: “Es gefällt mir, daß du wieder
nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich
selbst wieder hinaufbringen.” Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor
ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter
stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so
daß es über und über davon bedeckt war. “Das sollst du haben, weil du so
fleißig gewesen bist,” sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder,
die ihm in den Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen, und das
Mädchen befand sich oben auf der Welt, nicht weit von seiner Mutter Haus; und
als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem Brunnen und rief:
“Kikeriki,
Unsere goldene Jungfrau ist wieder hie.”
Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold
bedeckt ankam, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie
es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der andern, häßlichen und
faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. Sie mußte sich an den Brunnen
setzen und spinnen; und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die
Finger und stieß sich die Hand in die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den
Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam, wie die andere, auf die schöne Wiese
und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie
das Brot wieder: “Ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich, ich
bin schon längst ausgebacken.” Die Faule aber antwortete: “Da hätt ich Lust, mich schmutzig zu machen,” und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: “Ach,
schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.” Sie
antwortete aber: “Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf
fallen,” und ging damit weiter. Als sie vor der Frau Holle Haus kam, fürchtete
sie sich nicht, weil sie von ihren großen Zähnen schon gehört hatte, und
verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig
und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das
viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an
zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen.
Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und
schüttelte es nicht, daß die Federn aufflogen. Das ward die Frau Holle bald
müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war das wohl zufrieden und meinte,
nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor, als
sie aber darunterstand, ward statt des Goldes ein großer Kessel voll Pech
ausgeschüttet. “Das ist zur Belohnung deiner Dienste,” sagte die Frau Holle und
schloß das Tor zu. Da kam die Faule heim, aber sie war ganz mit Pech bedeckt,
und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief:
“Kikeriki,
Unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.”
Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und wollte, solange sie
lebte, nicht abgehen.
Тест
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Einen 11. Du _______ |
12. Er _______ 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. Du ______, |
Die Bremer Stadtmusikanten / Бременские музыканты
Es war einmal ein Mann, der hatte
einen Esel, welcher schon lange Jahre unverdrossen die Säcke in die Mühle
getragen hatte. Nun aber gingen die Kräfte des Esels zu Ende, so daß er zur
Arbeit nicht mehr taugte. Da dachte der Herr daran, ihn wegzugehen. Aber der
Esel merkte, daß sein Herr etwas Böses im Sinn hatte, lief fort
und machte sich auf den Weg nach Bremen. Dort, so meinte er, könnte er ja
Stadtmusikant werden.
Als er schon eine Weile gegangen
war, fand er einen Jagdhund am Wege liegen, der jämmerlich heulte. «Warum
heulst du denn so, Packan?» fragte der Esel.
«Ach», sagte der Hund,
«weil ich alt bin, jeden Tag schwächer werde und auch nicht mehr auf die
Jagd kann, wollte mich mein Herr totschießen. Da hab ich Reißaus genommen. Aber
womit soll ich nun mein Brot verdienen?»
«Weißt du, was», sprach
der Esel, «ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant. Komm mit mir
und laß dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst
die Pauken.» Der Hund war einverstanden, und sie gingen mitsammen weiter.
Es dauerte
nicht lange, da sahen sie eine Katze am Wege sitzen, die machte ein Gesicht wie
drei Tage Regenwetter. «Was ist denn dir in die Quere gekommen, alter
Bartputzer?» fragte der Esel.
«Wer kann da lustig sein,
wenn’s einem an den Kragen geht», antwortete die Katze. «Weil ich nun
alt bin, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und
spinne, als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen. Ich
konnte mich zwar noch davonschleichen, aber nun ist guter Rat teuer. Wo soll
ich jetzt hin?»
«Geh mit uns nach Bremen! Du
verstehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du Stadtmusikant
werden.» Die Katze hielt das für gut und ging mit.
Als die drei so miteinander gingen,
kamen sie an einem Hof vorbei. Da saß der Haushahn auf dem Tor und schrie aus
Leibeskräften. «Du schreist einem durch Mark und Bein», sprach der
Esel, «was hast du vor?»
«Die Hausfrau hat der Köchin
befohlen, mir heute abend den Kopf abzusschlagen. Morgen, am Sonntag, haben sie
Gäste, da wollen sie mich in der Suppe essen. Nun schrei ich aus vollem Hals,
solang ich noch kann.»
«Ei was» sagte der Esel,
«zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den
Tod findest du überall. Du hast eine gute Stimme, und wenn wir mitsammen
musizieren, wird es gar herrlich klingen.» Dem Hahn gefiel der Vorschlag,
und sie gingen alle vier mitsammen fort.
Sie konnten aber die Stadt Bremen
an einem Tag nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten
wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze
kletterte auf einen Ast, und der Hahn flog bis in den Wipfel, wo es am
sichersten für ihn war.
Ehe er einschlief, sah er sich noch
einmal nach allen vier Windrichtungen um. Da bemerkte er einen Lichtschein. Er
sagte seinen Gefährten, daß in der Nähe ein Haus sein müsse, denn er sehe ein
Licht. Der Esel antwortete: «So wollen wir uns aufmachen und noch
hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht.» Der Hund meinte, ein paar
Knochen und etwas Fleisch daran täten ihm auch gut.
Also machten sie sich auf den Weg
nach der Gegend, wo das Licht war. Bald sahen sie es heller schimmern, und es
wurde immer größer, bis sie vor ein hellerleuchtetes Räuberhaus kamen. Der
Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein.
«Was siehst du,
Grauschimmel?» fragte der Hahn.
«Was ich sehe?»
antwortete der Esel. «Einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken,
und Räuber sitzen rundherum und lassen sich’s gutgehen!»
«Das wäre etwas für uns»,
sprach der Hahn.
Da überlegten die Tiere, wie sie es
anfangen könnten, die Räuber hinauszujagen. Endlich fanden sie ein Mittel. Der
Esel stellte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster, der Hund sprang auf des
Esels Rücken, die Katze kletterte auf den Hund, und zuletzt flog der Hahn
hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Als das geschehen war, fingen
sie auf ein Zeichen an, ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte,
die Katze miaute, und der Hahn krähte. Darauf stürzten sie durch das Fenster in
die Stube hinein, daß die Scheiben klirrten.
Die Räuber fuhren bei dem
entsetzlichen Geschrei in die Höhe. Sie meinten, ein Gespenst käme herein, und
flohen in größter Furcht in den Wald hinaus.
Nun setzten sie die vier Gesellen
an den Tisch, und jeder aß nach Herzenslust von den Speisen, die ihm am besten
schmeckten.
Als sie fertig waren, löschten sie
das Licht aus, und jeder suchte sich eine Schlafstätte nach seinem Geschmack.
Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd
bei der warmen Asche, und der Hahn flog auf das Dach hinauf. Und weil sie müde
waren von ihrem langen Weg, schliefen sie bald ein.
Als Mitternacht vorbei war und die
Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Haus brannte und alles ruhig
schien, sprach der Hauptmann: «Wir hätten uns doch nicht sollen ins
Bockshorn jagen lassen.» Er schickte einen Räuber zurück, um nachzusehen,
ob noch jemand im Hause wäre.
Der Räuber fand alles still. Er
ging in die Küche und wollte ein Licht anzünden. Da sah er die feurigen Augen
der Katze und meinte, es wären glühende Kohlen. Er hielt ein Schwefelhölzchen
daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang
ihm ins Gesicht und kratzte ihn aus Leibeskräften. Da erschrak er gewaltig und
wollte zur Hintertür hinauslaufen. Aber der Hund, der da lag, sprang auf und
biß ihn ins Bein. Als der Räuber über den Hof am Misthaufen vorbeirannte, gab
ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß. Der Hahn aber, der
von dem Lärm aus dem Schlaf geweckt worden war, rief vom Dache herunter:
«Kikeriki!»
Da lief der Räuber, was er konnte,
zu seinem Hauptmann zurück und sprach: «Ach, in dem Haus sitzt eine
greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mir mit ihren langen Fingern das
Gesicht zerkratzt. An der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich
ins Bein gestochen. Auf dem Hof liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einem
Holzprügel auf mich losgeschlagen. Und oben auf dem Dache, da sitzt der
Richter, der rief: ‘Bringt mir den Schelm her!’ Da machte ich, daß ich
fortkam.»
Von nun an getrauten sich die
Räuber nicht mehr in das Haus. Den vier Bremer Stadtmusikanten aber gefiel’s
darin so gut, daß sie nicht wieder hinaus wollten.
Aschenputtel
Die Frau eines reichen Mannes wurde eines Tages krank, und als sie fühlte, daß ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett und sprach: »Liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken und will um dich sein.« Darauf tat sie die Augen zu und verschied. Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte und blieb fromm und gut. Als der Winter kam, deckte der Schnee ein weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau.
Die Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und weiß von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da ging eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an.
»Soll die dumme Gans bei uns in der Stube sitzen«, sprachen sie, »wer Brot essen will, muß es verdienen: Hinaus mit der Küchenmagd.«
Sie nahmen ihm seine schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen alten Kittel an und gaben ihm hölzerne Schuhe. »Seht einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!« riefen sie, lachten und führten es in die Küche. Da mußte es vom Morgen bis Abend schwere Arbeit tun, früh vor Tag aufstehen, Wasser tragen, Feuer anmachen, kochen und waschen. Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen in die Asche, so daß es sitzen und sie wieder auslesen mußte. Abends, wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern mußte sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel.
Es trug sich zu, daß der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte.
»Schöne Kleider«, sagte die eine, »Perlen und Edelsteine«, die zweite.
»Aber du, Aschenputtel«, sprach er, »was willst du haben?« »Vater, das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht für mich ab.«
Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit. Als er nach Haus kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. Aschenputtel dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf und weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es begossen. Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte.
Es begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte. Die zwei Stiefschwestern, als sie hörten, daß sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen: »Kämm uns die Haare, bürste uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit auf des Königs Schloß.«
Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie möchte es ihm erlauben.
»Du Aschenputtel«, sprach sie, »bist voll Staub und Schmutz und willst zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen!« Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich: »Da habe ich dir eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.«
Das Mädchen ging durch die Hintertüre nach dem Garten und rief: »Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,
die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen. —
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vögel unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick und lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Kaum war eine Stunde herum, so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und glaubte, es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: »Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; du wirst nur ausgelacht.«
Als es nun weinte, sprach sie: »Wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen«, und dachte: Das kann es ja nimmermehr. Als sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging das Mädchen durch die Hintertüre nach dem Garten und rief: »Ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen,
die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen.«
Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pick, pick, pick, pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick und lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: »Es hilft dir alles nichts: Du kommst nicht mit, denn du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner schämen.« Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab unter den Haselbaum und rief:
»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.«
Da warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter kannten es nicht und meinten, es müßte eine fremde Königstochter sein, so schön sah es in dem goldenen Kleide aus. An Aschenputtel dachten sie gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte die Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch mit sonst niemand tanzen, also daß er ihm die Hand nicht loßließ, und wenn ein anderer kam, es aufzufordern, sprach er: »Das ist meine Tänzerin.«
Es tanzte, bis es Abend war, da wollte es nach Hause gehen. Der Königssohn aber sprach: »Ich gehe mit und begleite dich«, denn er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der Königssohn, bis der Vater kam, und sagte ihm, das fremde Mädchen war in das Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte: Sollte es Aschenputtel sein? Und sie mußten ihm Axt und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzweischlagen konnte: Aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen und war zu dem Haselbäumchen gelaufen; da hatte es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt.
Am andern Tag, als das Fest von neuem anhub und die Eltern und Stiefschwestern wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach:
»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.«
Da warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am vorigen Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet, bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er: »Das ist meine Tänzerin.« Als es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach und wollte sehen, in welches Haus es ging; aber es sprang ihm fort und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer Baum, an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behend wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht, wo es hingekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach zu ihm: »Das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube, es ist auf den Birnbaum gesprungen.« Der Vater dachte: Sollte es Aschenputtel sein? — ließ sich die Axt holen und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf.
Und als sie in die Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche wie sonst auch, denn es war auf der andern Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wiedergebracht und sein graues Kittelchen angezogen.
Am dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen:
»Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,
wirf Gold und Silber über mich.«
Nun warf ihm der Vogel ein Kleid herab, das war so prächtig und glänzend, wie es noch keins gehabt hatte, und die Pantoffeln waren ganz golden. Als es in dem Kleid zu der Hochzeit kam, wußten sie alle nicht, was sie vor Verwunderung sagen sollten. Der Königssohn tanzte ganz allein mit ihm, und wenn es einer aufforderte, sprach er: »Das ist meine Tänzerin.«
Als es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, daß er nicht folgen konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und hatte die ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: Da war, als es hinabsprang, der linke Pantoffel des Mädchens hängengeblieben. Der Königssohn hob ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden. Am nächsten Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm: »Keine andere soll meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh paßt.« Da freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße.
Die älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren, und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zeh nicht hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: »Hau die Zehe ab: Wann du Königin bist, so brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.« Das Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mußten aber an dem Grabe vorbei, da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen:
»Rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuck;
der Schuck ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim.«
Da blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester sollte den Schuh anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer und sprach: »Hau ein Stück von der Ferse ab: Wann du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.« Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den Schmerz und ging heraus zum Königssohn.
Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen:
»Rucke di guck, rucke di guck,
Blut ist im Schuck;
der Schuck ist zu klein,
die rechte Braut sitzt noch daheim.«
Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Haus.
»Das ist auch nicht die rechte«, sprach er, »habt Ihr keine andere Tochter?«
»Nein«, sagte der Mann, »nur von meiner verstorbenen Frau ist noch ein kleines, verkümmertes Aschenputtel da; das kann unmöglich die Braut sein.«
Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken, die Mutter aber antwortete: »Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen lassen.« Er wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel mußte gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte. Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und rief: »Das ist die rechte Braut!«
Die Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger. Er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen:
»Rucke di guck, rucke di guck,
kein Blut im Schuck;
der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die führt er heim.«
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, und blieben da sitzen.